Robin Scherbatsky hat eine 3-Dates-Regel: Sie rasiert sich ihre Beine nicht vor dem dritten Date, um nicht schwach zu werden und ihr Date zu früh auf einen „Kaffee“ mit nach Hause zu nehmen.“ Daher bestreitet sie also ihr drittes Date extra mit unrasierten Beinen, trägt allerdings Stiefel mit hohem Schaft, um die Haare des Anstoßes „geschickt“ zu verstecken. Schließlich ziemt es sich für eine Frau weder ein erstes oder zweites Date mit nach Hause zu nehmen, noch Körperbehaarung zu haben (geschweige denn zu zeigen). Doch dann läuft alles besser als gedacht und die guten Vorsätze sind schnell über Bord geworfen. Wäre da nur nicht dieses eine „Problem“: Die UNRASIERTEN Beine… Aus purer Verzweiflung zahlt sie einer Kellnerin $ 50, um einen Rasierer zu besorgen. Und – naja, das Ende vom Lied ist, dass sich Robin beim Versuch, sich ihre Beine heimlich, Lastminute und mit Butter auf der Damen-Toilette zu rasieren, den Kopf anschlägt und den Abend ohnmächtig auf dem Boden der Damen-Toilette statt mit ihrem Date verbringt. Besagtes Date ist nämlich mit Fräulein Kellnerin abgedampft. [How I Met Your Mother; Staffel 3, Episode 3]
Und was lernen wir aus der Geschicht‘? Mädel, rasiere dir die Beine nicht! 😂 Wenn das nur so einfach wäre…
Denn auch wenn dieses Szenario vielleicht etwas überspitzt ist, steckt auch viel Wahrheit dahinter. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle schon einmal einen Lastminute-Shaving-Dance (zumindest hypothetisch) hingelegt oder zumindest die fragwürdigsten Sachen getan haben, damit das eigene Körperhaar von der Außenwelt unentdeckt bleibt. Hand auf Herz, Mädels!
Weibliche Körperbehaarung aka. The Shame Factor
Und genau hier liegt das Problem: Muss sich Frau wirklich für ihr Haar schämen? Rasiert sich Frau nur für die Männerwelt, um ihre Attraktivität zu steigern? Ist weibliche Körperbehaarung einzig und allein ein von den Medien kreiertes Problem der Frau? Und sind im Umkehrschluss Frauen mit Körperbehaarung nur eine Protestbewegung gegen die Sexualisierung des weiblichen Körpers? Auf diese Fragen ein Antwort zu finden fällt mir tatsächlich schwer und strebe das auch gar nicht an. Aber aus eigener Erfahrung kann ich euch sagen: Auch ich bin mit einem haarlosen Bild einer Frau groß geworden. Ein Frauenbild, das nach Außen hin immer perfekt – sprich haarlos zu sein hatte. Da wurde jedes Haar direkt im Keim erstickt, dass bloß niemand (in diesem Fall steht das niemand als Synonym für den Mann des Begehrens) auch nur auf die Idee kommen könnte, dass Frau überhaupt so etwas wie Körperbehaarung besitzt. Weil das ja etwas absolut Widerwärtiges und vor allem Unnatürliches ist.
Beim Schreiben dieser Zeilen und im Zuge der damit verbundenen Selbstreflexion, fällt mir zunehmend auf, dass sich auch mein Problem mit meiner Körperbehaarung vor allem gegenüber Männern manifestiert hat. Ich habe tatsächlich immer vermieden meine unrasierten Seiten insbesondere vor Männern zu entblößen. Selbst vor meinem Partner. Warum? Die Perfektion musste gewahrt werden, schätze ich. Hingegen war und ist es mir relativ egal in der Gesellschaft von meinen Mädels, meine unrasierten Beine zu zeigen. Zwar laufe ich dann auch nicht mit auf meine Stoppeln gerichteten Leuchtpfeilen herum und rufe „Seht her – ich habe mich nicht rasiert!“ Aber es ist einfach nicht weiter tragisch – wir Mädchen kennen schließlich alle diese Momente. Und dennoch fällt auch hier im Laufe des Gespräches immer ein entschuldigendes „Upps, ich habe mich schon etwas länger nicht mehr rasiert.“ Auf das glücklicherweise und fast immer ein verständnisvolles „Ist doch egal, ich mich auch nicht“ folgt. 😅
Aber all diese Szenen zeigen in irgendeiner Art und Weise eine Tabuisierung von weiblicher Körperbehaarung im Allgemeinen, für die wir glauben uns aus tiefstem Herzen schämen und natürlich auch entschuldigen zu müssen?!
Man könnte es sich jetzt natürlich ganz einfach machen und sagen: Ganz klar, die Medien wahlweise die Werbeindustrie haben uns dieses Bild der Zwangsenthaarung der Frau eingepflanzt. Allerdings frage ich mich dann: Warum haben sich schon die Ägypter zu Zeiten Kleopatras mit Zuckersud die Körperbehaarung entfernt? Ganz sicher nicht, weil ihnen ein gewisses Schönheitsideal via Social Media oder Ads oktroyiert wurde?!
Und was das Körperbehaarungstehenlassen als Protestbewegung betrifft: Ich habe meine Körperbehaarung tatsächlich noch nie aus Protest wachsen lassen (soll nicht heißen, dass das nicht vorkommt), sondern eher aus Bequemlichkeit oder Zeitmangel oder weil die Haare eben eine gewisse Länge erreichen müssen, um mittels Waxing, Lasern & Co entfernt werden zu können. Aber egal aus welchen Beweggründen das Haar da ist, eine Konstante bleibt immer gleich – nämlich der Shame-Factor oder kurz gesagt:
#SHAMESHAMESHAME
Kein Haar ist auch (k)eine Lösung
Nun gut, wir wissen jetzt, dass es ein absolutes NO-GO für Frau ist, Körperbehaarung zu haben. Und daher wird wie jedes Jahr um diese Zeit um die Wette gelasert, rasiert oder gewaxt. Aber wusstet ihr, dass auch der haarlose weibliche Körper ein Problem darstellt?!
Scheinbar geht beides (!) mit der Meinung der heutigen Gesellschaft nicht d’accord: Es ist doch tatsächlich folgendes Szenario zu beobachten: Hat Frau keine Haare am Körper gilt SIE als Feindin des Feminismus, wird sogar in und von den eigenen Reihen angeprangert, sie würde in alte Rollen schlüpfen und nicht dem Bild einer modernen, selbstbewussten, haarigen Frau entsprechen. Hat Frau aber Haare am Körper gleicht das einer Perversion ad ultimum. Und falls ihr es aus diesem Beispiel noch nicht herauslesen konntet: Hierbei handelt es sich um ein klassisches DILEMMA wie es im Buche steht. Da ist wohl guter Rat teuer 😅 Oder man überlässt jeder ganz einfach ihr Haar so zu tragen wie sie will?! Da ist doch neulich etwas aufgekeimt, das sich Body Positivity schimpft, oder?! Aber das gilt wohl nicht für die Körperbehaarung (der Frau).
Also, was tun?! Ich persönlich bin zwar nach wie vor kein großer Fan von Haaren an meinem eigenen Körper, aber eines ist sicher: Die Menge meiner Körperbehaarung hat definitiv keinen Einfluss auf meine Weiblichkeit oder gar auf meine feministische Grundhaltung. Wirklich nicht! Gut, ich weiß natürlich nicht wie es euch geht, aber ich wünsche mir vor und nach dem Rasieren, Epilieren oder Waxing Gleichberechtigung, das Recht auf Selbstbestimmung über meinen Körper, Equal Pay & Co. Auf der anderen Seite sehe ich mich auch nicht in meiner Selbst als Frau beschnitten, wenn die neuen Härchen an meinen Beinen oder sonst wo beginnen zu sprießen und ich sie nicht in derselben Sekunde eliminiere. Das Einzige, das mich wirklich stört – und zwar vielmehr stört als die Körperhaare an mir – sind DIEJENIGEN, die glauben, dass sie ein Recht auf IHRE MEINUNG zu MEINEM KÖRPER haben!
Damit verabschiede ich mich für heute und wer weiß, vielleicht laufe ich demnächst mit stolz erhobenen Armen und nackten Beinen herum und rufe „ICH HABE MICH NICHT RASIERT UND DAS IST GUT SO!“ – zumindest bis zu meinem nächsten Sugaring. Ich mag nämlich wirklich keine Haare auf meinem Körper 😅🙈
Cheers,
Cat
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